21.04.2023
Meilensteine der regionalen Energiewende
ÜZ Mainfranken feiert Spatenstich für neues Schalthaus in Brünnstadt
21.04.2023
ÜZ Mainfranken feiert Spatenstich für neues Schalthaus in Brünnstadt
Am Freitag, den 21.04.2023, hat die ÜZ Mainfranken zum Spatenstich eines neuen Schalthauses in Brünnstadt geladen, welches sich seit Kurzem im Bau befindet. In seiner kurzen Ansprache bedankt sich der Geschäftsführende Vorstand, Jürgen Kriegbaum, bei den Anwesenden Florian Töpper, Landrat des Landkreises Schweinfurt, Herbert Fröhlich, Bürgermeister der Gemeinde Frankenwinheim sowie den Architekten Herrn Benedikt Gerber und Herrn Dominik Weimer aus dem Architekturbüro Gerber für die gute Zusammenarbeit.
Noch vor 30 Jahren war das Umspannwerk in Brünnstadt das zentrale Umspannwerk im Netzgebiet der ÜZ, das die Versorgung der kompletten Region vom Steigerwald bis zum Main sicherstellte. Der Strom kam in Bayern zu dieser Zeit zu einem großen Anteil aus der Kernkraft. Am vergangenen Wochenende gingen nun die letzten Kernkraftwerke in Deutschland vom Netz. Doch die Welt hat sich für die ÜZ schon längst um 180 Grad gedreht: „Wir sind zu einem „Stromentsorgungsunternehmen“ geworden“, so Kriegbaum in seiner Rede. „Das hört sich fast despektierlich an – aber darauf sind wir stolz. Nicht nur in der Gemeinde Frankenwinheim oder im Landkreis Schweinfurt, sondern im gesamten ÜZ-Gebiet wird seit Jahren deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht. Wir speisen rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr Strom zurück ins vorgelagerte Hochspannungsnetz. Wir sind heute schon da, wo der Rest von Deutschland 2045 sein will.“
Denn die Energiewende findet auf dem Land statt. Um die vielen regenerativen Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von mittlerweile über 380 Megawatt ans Netz anzubinden, hat die ÜZ Mainfranken allein in den letzten 10 Jahren 80 Millionen € in den Netzausbau investiert. Aus zwei Umspannwerken, die ursprünglich nur der Versorgung dienten, sind mittlerweile sechs Umspannwerke im Netzgebiet der ÜZ Mainfranken geworden und weitere sind in Planung. Mit dem Ersatzbau des größten und wichtigsten Schalthauses in Brünnstadt, investiert die ÜZ Mainfranken nun zusätzlich 4,3 Millionen € in das regionale Stromnetz. Diese Kosten für den Netzbetrieb und den Netzausbau werden auf alle Bewohner im Versorgungsgebiet aufgeteilt und schlagen sich in der Grundgebühr für die Netznutzung sowie in den Netznutzungsentgelten im Strompreis je Kilowattstunde nieder. Dadurch sind die Preise für die Bewohner auf dem Land im Vergleich deutlich höher als in einer Stadt mit wenigen regenerativen Erzeugungsanlagen. Das macht sogar einige Cent pro Kilowattstunde aus. Dieses Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land wurde von der ÜZ Mainfranken als ländlichem Versorger schon mehrfach platziert und man setzt sich für einen Angleich der Netznutzungsentgelte von Seiten des Gesetzgebers ein.
Die Technik des mittlerweile fast 50 Jahre alten Schalthauses ist an der Nutzungsgrenze angekommen - die Kapazitäten sind am Limit. Der Neubau samt Erweiterung ist also zwingend notwendig, um weitere anstehende Mengen an regenerativen Energien ins Netz aufnehmen zu können. Eine Erneuerung im Bestand wäre technisch und operativ kaum mehr realisierbar gewesen. Doch auch das Altgebäude soll nicht ungenutzt bleiben: Als Pilotprojekt soll im alten Schalthaus ein Großspeicher direkt am Umspannwerk Brünnstadt entstehen. Die ÜZ befindet sich dazu in Kontakt mit dem Technologieunternehmen CMBlu Energy aus Alzenau, das sogenannte Organic Solid Flow-Energiespeicher entwickelt hat. Der Speicher wird gefüllt, wenn erneuerbarer Strom im Überfluss vorhanden ist und die gespeicherten Reserven werden aktiviert, bevor Strom aus dem vorgelagerten Netz bezogen wird. Die ÜZ Mainfranken wird dadurch zu einem Reallabor für die Energiewende. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Prof. Dr-Ing. Zink von der Technischen Hochschule in Schweinfurt.